Die Stadt Ratingen hat das THW im Rahmen der Amtshilfe um Unterstützung gebeten. Wie zuletzt im Jahr 2019 galt es erneut, den Wasserstand im Biotop Linneper Heide in Ratingen-Breitscheid zu senken. Ziel der Aktion ist der Schutz der Tierwelt, die sich in dem Biotop mittlerweile mit einer großen Artenvielfalt entwickelt hat.
Aufgrund der zu fördernden Wassermenge ist dies ein Einsatzszenario für die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen aus Ratingen. In Ratingen verfügt diese Teileinheit neben der THW-Ausstattung über eine zweite, stadteigene Hochleistungspumpe für die örtliche Gefahrenabwehr, die zum Einsatz kam. Auch wenn diese bis zu 5.000 Liter pro Minute fördern kann, war schnell klar, dass nur mit einem weiteren Gerät der Wasserstand in absehbarer Zeit gesenkt werden kann. So wurde von der Stadt eine weitere Hochleistungspumpe der Feuerwehr zur Verfügung gestellt. Die Bedingungen vor Ort waren schwierig. Wenig Platz und ein sehr matschiger Untergrund waren die Herausforderungen. Daher konnte auch nur eine Pumpe so platziert werden, dass sie direkt aus dem Gewässer pumpen konnte. Für die zweite Pumpe musste ein indirekter Weg gewählt werden. Hier wurde das Wasser zunächst mit leistungsstarken Elektrotauchpumpen in ein Pufferbecken gepumpt und von dort mit der Hochleistungspumpe wegbefördert. Ziel des Wassers war, nach einer mehr als 600 Meter langen Schlauchstrecke, der Hummelsbach.
Die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung aus Ratingen erhielt den Auftrag, die Tauchpumpen mit Strom zu versorgen. Mit ihrer Netzersatzanlage ist dies kein Problem. Diese verfügt auch über einen Lichtmast, der die Einsatzstelle großflächig in den Nachtstunden ausleuchtete. Hinzu kamen weitere Scheinwerfer an neuralgischen Punkten. Als weitere Fähigkeit brachte diese Teileinheit den Bereich Camp-Bau ein. Durch den 24/7 Pumpbetrieb waren ständig Einsatzkräfte vor Ort. Ein Zelt zur Verpflegung und als Rückzugsmöglichkeit bei schlechtem Wetter war daher elementar.
Immer dann, wenn eine Einsatzstelle schwer befahrbar ist, können die Fachgruppen Räumen des THW helfen. Neben dem Straßenbau mit Baumaschinen halten diese Teileinheiten mobile Fahrbahnplatten vor. Mit diesen Platten können kleinere Flächen mit wenig Aufwand befahrbar gemacht werden. Da die Örtlichkeiten bereits vor Einsatzbeginn sehr matschig und nur sehr eingeschränkt befahrbar waren, unterstützen die Fachgruppen Räumen aus den Ortsverbänden Düsseldorf und Mülheim.
Die Küchenmannschaft des Ortsverbandes Ratingen sorgte während des gesamten Einsatzes für das leibliche Wohl der Ehrenamtlichen.
Da nicht nur die Einsatzkräfte, sondern auch die Hochleistungspumpen und die Netzersatzanlage versorgt werden mussten, wurde die Fachgruppe Logistik-Materialwirtschaft aus Düsseldorf aus dem Technikbaukasten des THW angefordert. Neben der täglichen Versorgung der Geräte mit Betriebsstoffen sorgten die Kräfte auch dafür, dass die gängigsten
Ersatzteile wie Filter oder ähnliches im Falle eines Defektes zur Verfügung standen. Hierzu wurden bereits während des Aufbaus die Daten der eingesetzten Geräte erfasst.
Beim Einsatz von Hochleistungspumpen und Netzersatzanlagen ist eine kontinuierliche Überwachung der Technik notwendig. Nur so kann bei Störungen angemessen reagiert werden. Obwohl in Ratingen mehrere Kräfte mit entsprechender Qualifikation zur Verfügung stehen, konnten diese Funktionen in einigen Schichten nicht aus den eigenen Reihen besetzt werden. Hier greift im THW sprichwörtlich ein (Zahn)Rad in das andere. Unterstützung kam aus den Ortsverbänden Düsseldorf, Mülheim und Solingen. Außerdem halfen Ehrenamtliche der Feuerwehr Ratingen beim Aufbau, insbesondere beim Verlegen der Schlauchstrecken. Für den Abbau kam nochmal Unterstützung aus dem Ortsverband Velbert. Darüber hinaus besetzten THW-Kräfte aus allen Teileinheiten des Ortsverbandes Ratingen einzelne Schichten und packten beim Auf- und Abbau mit an.
Aufgrund eines technischen Defektes musste bereits kurz nach Einsatzbeginn eine der beiden Hochleistungspumpen ausgetauscht werden. Kein Problem, denn die Hochleistungspumpe der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen aus Mülheim war vorsorglich als Backup vor Ort bereitgestellt worden. Wenn auch in anderen Farben: Die Technik von Feuerwehr und THW ist kompatibel.
Nach über 220 Betriebsstunden wurden die Pumpen am Dienstag gegen 12 Uhr abgeschaltet. Im Durchschnitt liefen die Hochleistungspumpen rund 23 Stunden pro Tag. Unterbrechungen gab es nur durch regelmäßige Wartungen und Umbaumaßnahmen im Ansaugbereich.
Die Gruppenführerin der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen, Franziska Schindler, zeigte sich zufrieden mit dem Einsatz: „Ich bin froh, diese Herausforderung gemeinsam mit den THW-Kräften aus den verschiedenen Ortsverbänden erfolgreich gemeistert zu haben. Nach 13 Tagen Dauereinsatz freue ich mich jetzt aber auch auf ein wenig Entspannung“.
Ein besonderer Dank gilt den an diesem Einsatz beteiligten Einsatzkräften für die hervorragende Zusammenarbeit. Darüber hinaus gilt der Dank auch den Familien und Arbeitgebern der THW-Kräfte für die Unterstützung und Freistellung.
Fotos: Daniel Claus, Sebastian Vogler, Malgorzata Wohlert, Kjell Heinze