Helfer der ersten Stunde bis heute aktiv

Mit einem Glas Punsch wurde ich begrüßt, als ich im Dezember 1956 von einem damals aktiven Helfer das erste Mal mit zum THW genommen wurde. Der Grund war die Weihnachtsfeier. Mit dem Eintritt ins THW wurde ich zu jener Zeit nicht vom Wehrdienst befreit. Davon war keine Rede, sodass ich von 1958 bis 1959 ein Jahr bei der Bundeswehr verbringen durfte. Weitere Wehrübungen gab es für mich allerdings nicht, weil mich das THW nach meinem Wehrdienst als UA (unabkömmlich) eingestuft hat.

Die Anfänge des Ortsverbandes haben wir noch ohne Fahrzeuge bestritten, Ausrüstung war nur in begrenztem Umfang vorhanden. Mit den Jahren konnte ich mich aber hocharbeiten vom Trupp- über den Gruppen- bis hin zum Zugführer, wofür zahlreiche Lehrgänge notwendig waren. Neben solchen für Führungskräfte habe ich noch an Lehrgängen im Brückenbau, Stegebau, und zum Sprengmeister teilgenommen, um nur einen Teil der 24 Lehrgänge zu nennen. Zuletzt hat es mich in die Küche verschlagen, was mir allerdings auch viel Spaß macht.

Während meiner langjährigen Dienstzeit war ich an diversen Auslandseinsätzen beteiligt. Der erste kam überraschend im September 1985, als Düsseldorf anrief und mich in das Erdbebengebiet in Mexiko (Mexiko City) schicken wollte. Nach einigen Bemühungen, meinen Chef zu erreichen, hat mir dieser frei gegeben und es konnte losgehen. Von Düsseldorf aus fuhren wir gemeinsam nach Frankfurt am Main, von wo es per Linienmaschine der Lufthansa nach Mexiko ging. Die dortige Unterbringung erfolgte in einem 5-Sterne Hotel, die niedergeschlagene Stimmung konnte aber durch ein Kinderkarussell am Straßenrand gehoben werden. Trotz des Unglücks spielten die Kinder noch fröhlich- ein Anblick, der mich hoffen ließ.

Der nächste Auslandseinsatzließ nicht lange auf sich warten. Im Dezember 1988 gab es den Einsatzbefehl, ins Erdbebengebiet in Armenien zu fahren. Nach einem Treffen in Wuppertal fuhren wir erneut nach Frankfurt. Diesmal flogen wir mit einer Sondermaschine der Lufthansa nach Eriwan in Armenien. Bis ich das Ticket in der Hand hielt, hatte ich das Ganze für eine überörtliche Übung gehalten, weil mir ein Einsatzbefehl im damaligen Ostblock als unwahrscheinlich erschien. Den kurzen Aufenthalt in Frankfurt habe ich genutzt, um meiner Frau zum 50. Geburtstag zu gratulieren, leider nur telefonisch. Die Kameraden in Solingen haben ihr zum Trost einen Blumenstrauß nach Hause gebracht. Mit schrottreifen Bussen und LKW’s sind wir von Eriwan nach Spittak gefahren, wo uns THW live erwartete. Bei minus 20°C standen nur Wüstenzelte (ihnen fehlte der untere Teil der Zelthaut) als Unterkünfte zur Verfügung. Improvisieren war angesagt: Wir haben einfach das Gestänge im unteren Bereich umgeknickt, um wenigstens zum Schlafen etwas Komfort zu haben. Für alles andere waren die Zelte dann aber zu niedrig. Was die Hygiene betrifft, mussten wir mit einem Donnerbalken vorlieb nehmen. Einer der Armenier sprach etwas Deutsch, weil er mal in der DDR gewesen war, und berichtete stolz von Dresden und Leipzig. Als wir ihm erklärten, dass Deutschland geteilt ist und wir aus dem Westen kamen, also praktisch der Feind waren, machte er so große Augen, dass ich sie nie vergessen werde. Umgehend teilte er diese Neuigkeit allen anderen mit.

In den 90er Jahren fanden einige Hilfstransporte nach Rumänien, Weißrussland und Russland statt. Mit der Bauaufsicht in einem Kinderheim in Perm, Ural, für krebskranke Kinder wurden wir im Dezember 1995 beauftragt. Der Einsatz dauerte drei Wochen und wieder hatte meine Frau in dieser Zeit Geburtstag.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich zahlreiche Ortsbeauftragte und Geschäftsführer kommen und gehen gesehen, und insgesamt vier Umzüge mitgemacht habe. Die Zeit war spannend und abwechslungsreich bzw. ist es immer noch.

Zum Schluss möchte ich allen jungen Menschen ans Herz legen, ins THW oder eine ähnliche Organisation, wie Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter oder Arbeiter Samariter Bund, einzutreten. Man pflegt das Kameradschaftsgefühl, hilft anderen Menschen und lernt wie stark ein Team sein  kann. Außerdem macht es so viel Spaß, dass ich es bis heute nicht bereut habe.

 

Arnold Flottmann in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des OV Solingen

 

Arnold Flottmann ist bis heute als Althelfer im Ortsverband Solingen aktiv. 2006 wurde er für seine 50-jährige Mitarbeit im Technischen Hilfswerk geehrt.

Wir sind stolz, einen so altgedienten Helfer mit seinem reichen Erfahrungsschatz in unseren Reihen zu haben!