Mal richtig auf der Bremse stehen — Fahrsicherheitstraining beim Technischen Hilfswerk

Auf dem Gelände des THW-Landesverbandes in Heiligenhaus fand am Samstag, dem 12. März 2016, ein Fahrsicherheitstraining für THW-Angehörige aus den Geschäftsführungsbereichen Düsseldorf und Mönchengladbach statt.

Nicht jeder Fahrerin und jeder Fahrer beim Technischen Hilfswerk sitzt auch im Alltag „auf dem Bock“ eines Mannschaftstransportwagens (MTW). Fahrerfahrung mit den leichten und schnellen Lastkraftwagen und Übung im Umgang mit Notsituationen zu vermitteln, liegt dem Technischen Hilfswerk daher nicht nur im Interesse der Verkehrssicherheit am Herzen, dies gebietet auch die Fürsorgepflicht gegenüber den Angehörigen der THW-Familie. Das Angebot der THW-Geschäftsstelle Düsseldorf, ihre Dienstfahrzeuge besser kennen und beherrschen zu lernen, nahmen 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Ortsverbänden (Duisburg, Düsseldorf, Heiligenhaus/Wülfrath, Hilden, Mönchengladbach, Ratingen, Solingen, Übach-Palenberg und Velbert) wahr.

Die beiden Dozenten der Kreisverkehrswacht Mettmann e.V. loteten zunächst die Fahrerfahrungen der THW-Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus, bevor der praktischen Teil des Trainings auf dem Übungsparcours startete: Eine aus Warnkegeln gebildete Linie sollte mehrfach im Slalom durchfahren werden; ihre „Ideallinie“ durften die Fahrer dabei frei wählen und die Geschwindigkeit soweit steigern, bis sie ihre persönliche „Schmerzgrenze“ erreicht hatten. Nach diesem „Testlauf“ analysierte einer der Dozenten die gefahrenen Linien und das Lenkverhalten und korrigierte zur Überraschung der Teilnehmer: Nicht schwungvolle, sinusförmige Kurvenfahrten erbringen ein Optimum an Fahrsicherheit, sondern kurzzeitiges, hartes Einlenken im Wechsel mit gerade durchfahrenen Streckenabschnitten — die Lastwechselreaktionen des Fahrzeuges sind bei einem solchen Zickzackkurs beherrschbarer, das Seitenführungsverhalten der Reifen wird besser angesprochen. Verbesserungen schlugen die Dozenten ebenso in Bezug auf die korrekte Sitzposition vor sowie die Art, den Blick auf die Strecke zu richten (Stichwort: „In die ferne Schweifen...“). Auch wenn die ein oder andere Veränderung am eigenen Fahrverhalten zunächst gewöhnungsbedürftig war, versuchten die THW-Fahrerinnen und Fahrer dennoch, bei den darauf folgenden Slalomfahrten möglichst viele Vorschläge umzusetzen. Bei eingestreuten Exkursen in die Fahrzeugtechnik klärten Teilnehmer und Dozenten gemeinsam Begriffe wie ABS (Antiblockiersystem), ASR (Antriebsschlupfregelung), ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), Übersteuern und Untersteuern.

Nachdem sich die Kursteilnehmer im Umgang mit den Fahrzeugen zunehmend sicherer fühlten und den Slalomkurs immer schneller passierten, mussten sie in der Folge lernen, ihre MTW auch wieder kontrolliert zum Stehen bringen. Auf nassem Asphalt standen nicht nur Notfallbremsungen, sondern auch Bremsungen aus bremsbereitem Zustand auf dem Schulungsplan; dazu mussten die THW-Fahrer zwei verschiedene fiktive Situationen zu bewältigen: Vor der Notfallbremsung — einer plötzlich vorzunehmenden Vollbremsung — sollten sich die Teilnehmer vorstellen, dass plötzlich ein Ball auf die Straße rollt und ein kleines Kind ihm folgt. In der zweiten fiktiven Situation durften die Teilnehmer bereits damit rechnen, dass ein Auto aus einer Ausfahrt heraus in den fließenden Verkehr fährt; bei dieser Bremsung aus bremsbereitem Zustand hatten sie ihre Fahrzeuge — ebenso wie zuvor bei der Notfallbremsung — aus unterschiedlichen Geschwindigkeiten von 50, 60 und 70 km/h abzubremsen. In einer dritten Trainingseinheit erhöhten die Kursleiter die Anforderungen — sie kombinierten die Notfallbremsung mit einer Slalomfahrt: Die Fahrzeuge sollten während einer Vollbremsung einem Hindernis ausweichen.

Schon beim Abbremsen aus verschiedenen Geschwindigkeiten hatten die Teilnehmer gemerkt, wie sehr selbst geringe Geschwindigkeitsunterschiede den Bremsweg deutlich verlängern. Dieses Aha-Erlebnis nutzten die Dozenten dazu, das Wissen um Anhalte-, Reaktions- und Bremsweg aufzufrischen und die THW-Kräfte anhand von eingängigen Beispielen für die Folgen von Geschwindigkeitsüberschreitungen zu sensibilisieren: Dort, wo ein Auto, abgebremst aus einer Geschwindigkeit von 50 km/h, noch vor dem spielenden Kind zum Stehen kommt, bewegt sich ein Fahrzeug, dessen Ausgangsgeschwindigkeit mit 70 km/h „nur“ 20 Kilometer pro Stunde schneller war, immer noch 59 km/h. Noch viel krasser fiel Verhältnis der Restgeschwindigkeit zur vorgeschriebenen Geschwindigkeit bei Gebotsmissachtungen im unteren Geschwindigkeitsbereich aus. Die gleichen 20 km/h Gebotsüberschreitung bedeuten in einer Tempo-30-Zone: An der Stelle, an der ein Fahrzeug bei beachtetem Geschwindigkeitsgebot noch vor einem Kind zum Stehen kommt, „schießt“ es bei Ausgangstempo 50 km/h immer noch 50 km/h über die Straße. Diese Beispiele gaben den Fahrerinnen und Fahrern wohl zu denken, denn auf ihren Wunsch hin entfielen die ursprünglich geplanten Unterrichtsthemen „Rangierfahrt“ und „Rückwärtsfahrt“; stattdessen übten die Teilnehmer Vollbremsungen bei einer Kurvenfahrt und erfuhren von den Dozenten, was dabei an verschiedenen Kurvenpunkten zu beachten ist.

Über das einhellige Urteil aller Fahrerinnen und Fahrer nach diesem spannenden, aber auch anstrengenden Tag freuen dürfen sich der THW-Landesverband als Initiator, der Geschäftsführungsbereich (GFB) Düsseldorf als Organisator und die Dozenten der Kreisverkehrswacht Mettmann: "Das Fahrsicherheitstraining hat viel gebracht und ist unbedingt zu empfehlen."


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