Nördliches Ruhrgebiet,

4x4² – Allradausbildung im Doppelpack

Nördliches Ruhrgebiet, 2.–6. Oktober 2019. Rund 90 Kräfte aus elf Ortsverbänden (OV) des Technischen Hilfswerks (THW) und fünf Feuerwehren erlernten im Allradlehrgang des THW Duisburg den Umgang mit ihren Fahrzeugen in schwierigem Gelände. Aufgrund der hohen Nachfrage fand der Lehrgang am langen Wochenende in doppelter Ausführung statt. Neben den Ausbildern von Feuerwehr und THW aus Duisburg, Ratingen und der Feuerwehr Rheinberg kamen die Teilnehmer aus den THW-Ortsverbänden Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Haltern am See, Herten, Marl, Ratingen, Recklinghausen, Solingen und Velbert sowie den Feuerwehren Dorsten, Duisburg, Rheinberg, Schaephuysen und Ratingen. Der Materialerhaltungstrupp der Fachgruppe Logistik (Log-M) aus dem THW OV Düsseldorf unterstützte den Lehrgang mit seiner mobilen Werkstatt.

Foto: THW/Sylvia Kleinrensing, OV Duisburg

Gleich zwei Lehrgänge auf einen Schlag. Das lange Wochenende über den Tag der Deutschen Einheit bot sich dafür an, um aufeinanderfolgend gleich zwei zweitägige Lehrgänge zur Allradausbildung anzubieten.

Erste Anreisen und Vorbereitungen auf dem Übungsgelände fanden bereits Mittwoch im Laufe des Tages statt. Zelt, Feldbetten und Grill wurden aufgebaut, die provisorische Küche eingerichtet, die Stromversorgung per Aggregat sichergestellt, Wassertanks befüllt sowie Tische und Bänke aufgestellt. Die Log-M richtete ihre Werkstatt und Versorgungsstelle ein. Sogar ein Duschzelt stand den Teilnehmern dank der Dekon-Einheit der Feuerwehr Rheinberg zur Verfügung.
Nach den abgeschlossenen Aufbauarbeiten ließ das Orga-Team den Abend am Lagerfeuer gemütlich ausklingen bevor am nächsten Morgen die Teilnehmer des ersten Lehrgangs anreisten.

„Ab ins Gelände“

Nachdem im Vorfeld zu diesem Wochenende in Duisburg bereits an zwei Einzeltagen im September die Grundlagen-Ausbildung in Theorie und einer kleinen Praxiseinheit stattfand, folgte für die Fahrzeugführer nun die richtige Herausforderung im reinen Praxistraining.

Während einer kurzen Einführung am ersten Morgen zu den speziellen Gegebenheiten vor Ort und den organisatorischen Abläufen, wurden die Fahrzeuge durch die Ausbilder in drei vergleichbar starke Gruppen aufgeteilt.
So galt es als Start des ersten Tages drei Stationen mit gezielten Fahrübungen zu absolvieren. Geübt wurden hier insbesondere steile Auffahrten mit engen Kurven als Abschluss, die das Zusammenspiel mit einem Einweiser unabdingbar machen, das Befahren von steilen Abfahrten und das Fahrverhalten auf einer großen Sandfläche, die bei trockenem Wetter kaum ein Auto vor dem Festfahren bewahrt. Auch die Wattiefenbestimmung gehörte zu den Aufgaben des ersten Vormittags. Jedes Fahrzeug wurde untersucht und mit seiner maximalen Wattiefe gekennzeichnet.

Die anschließenden Touren, die gruppenweise durchs großflächige Gelände führten, brachten den Fahrerinnen und Fahrern immer mehr Sicherheit und Vertrauen in ihre Fahrzeuge. Die Herausforderungen wurden größer und die Übung im Umgang mit komplizierten Fahrsituationen geschult. Und so mancher Kraftfahrer sah sich feststecken, wurde freigeschleppt oder musste gar einen anderen Weg einschlagen. 

Nach mehreren geplanten Misserfolgen sollten die Teilnehmer durch einfaches Reduzieren des Reifendrucks und das Anlegen von Gleitschutzketten erfahren, wozu ihre Fahrzeuge wirklich in der Lage sind. Selbst die vorher schwächsten Fahrzeuge erklommen durch die erhöhte Traktion plötzlich mühelos Steigungen, an die vorher nicht im Traum zu denken war.

Gut ausgerüstet kam es so am späten Abend mit der Nachtfahrt zum ersten Highlight des Lehrgangs. Durch eine völlig andere Sicht und Ausleuchtung machten die Strecken nachts einen ganz anderen Eindruck. Man zollt Steigungen Respekt, über die man im Hellen nur fröhlich grinsen kann.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen fuhren die Gruppen wieder verteilt ins Gelände. Den Einstieg machten an diesem zweiten Tag die Unterrichtseinheiten zum Windenbetrieb. Die danach folgenden anspruchsvollen Fahrten machten deren Einsatz auch nötig.

Mit Spannung erwartet wurden jedoch die ab dem Mittag beginnenden Wasserdurchfahrten. Durch Erkundung der einzelnen Wasserlöcher wurden die Eigenschaften der Durchfahrten bestimmt und daraufhin erörtert welche Fahrzeuge die Stelle passieren können und worauf dabei zu achten ist. Hier kamen Einweiser zum Einsatz, die besonders die am Vortag ermittelten Wattiefen der Fahrzeuge nicht aus den Augen ließen.

Nach der letzten Ausbildungseinheit am Nachmittag begann die grobe Reinigung der Fahrzeuge, die Ketten wurden demontiert und der Reifendruck wieder aufgefüllt. Die Einheiten waren abmarschbereit und konnten nach der großen Abschlussbesprechung ihre Heimreisen antreten.

Im Camp trat eine kurze Erholungsphase ein, bis am nächsten Morgen die Teilnehmer des zweiten Lehrgangs auf den Platz rollten.

Die Log-M als Retter in der Not

Sobald sich an den vier Tagen alle Gruppen und Fahrzeuge zu den Pausen im Camp sammelten, bekamen die Einsatzkräfte der Log-M Arbeit mitgebracht. Neben Kleinigkeiten wie verbogenen Trittstufen, einem nassen Luftfilter oder durchgebrannten Glühbirnen, wurden Keilriemen am Unimog erneuert, das Schaltgestänge eines Gerätekraftwagen (GKW) wieder gängig gemacht oder Bremsen eines anderen GKW repariert.

Aber die Log-M arbeitete nicht nur im Stützpunkt. In mehreren Fällen fuhren Sie selbst raus ins Gelände, um Fahrzeuge einzuschleppen oder mitten auf einem Berg im Gelände einen Radwechsel an einem Tanklöschfahrzeug zu unterstützen.

Die Einheit nutze gleichzeitig die einmalige Gelegenheit zum Test eines neuen Werkzeugsatzes und führte eine Erprobung der Bergewinde „Moritz“ durch. Sie ist eine Neuheit im THW, zugehörig zum Ausbildungszentrum Neuhausen und wird aktuell auf Herz und Nieren getestet. Grundlage ist ein ferngesteuertes Kettenfahrzeug, welches über unterschiedliche Anbauteile für die verschiedensten Aufgaben verfügt. Sie wurde in diesem Fall mit angebauter Winde zum Freischleppen verschiedener Fahrzeuge in schwerem Gelände ausprobiert oder zum Verladen von Fahrzeugen auf einen Tieflader.

Neben der Versorgung mit Betriebsstoffen führte die Log-M 25 Instandsetzungen durch. Die vielen „kleinen und großen“ Servicearbeiten während des Lehrgangs trugen maßgeblich dazu bei, dass die Lehrgänge ohne Beeinträchtigung ablaufen konnten und alle Fahrzeuge nach kurzer Pause wieder einsatzbereit waren.

Aber auch für die Teilnehmer war es interessant live mitzuerleben welche Möglichkeiten die mobile Werkstatt bietet. Sie nahmen ihre Fahrzeuge begeistert wieder entgegen.

Alle Teilnehmer und Fahrzeuge konnten so motiviert und intakt die Heimreise in ihre Unterkünfte antreten und die Einsatzbereitschaft wiederherstellen.

Der OV Duisburg sagt „Danke“ allen Ausbildern, der Log-M, den „Heinzelmännchen“ im Hintergrund und den Teilnehmern für das erfolgreiche Wochenende und die angenehme Zusammenarbeit. Wir freuen uns aufs nächste Jahr.


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